Athleten - Förderstützpunkt DUV - Abteilung Ultramarathon
Florian Reus:
Mit einer erstklassigen Leistung von 246,3 Kilometern sicherte sich Florian Reus den Titel der 23. Auflage der Deutschen Meisterschaft im 24-Stundenlauf Reichenbach/Vogtland. Dies bedeutet gleichzeitig auch die Übernahme der Führung in der Deutschen Jahresbestenliste und das beste Ergebnis eines Deutschen Meisters seit 2004. Außerdem konnte Reus den seit 1996 bestehenden Veranstaltungsrekord der „Langen Nacht von Reichenbach“ verbessern.
Schon 2006 gastierte die Deutsche-Ultramarathon-Vereinigung zur Austragung der Deutschen Meisterschaften im 24-Stundenlauf in Reichenbach. Damals konnte Reus erstmalig den Titel im Alter von 22 Jahren gewinnen. Damit ist er bis heute der jüngste Deutsche Meister in dieser Disziplin. Ein Jahr später konnte er seinen Titel erfolgreich im niedersächsischen Scharnebeck verteidigen, so dass der Erfolg des vergangenen Wochenendes ihm den dritten Sieg einer DM im 24-Stundenlauf bescherte. Dies gelang bislang nur den herausragenden Athleten Jens Lukas um die Jahrtausendwende und Peter Samulski Anfang der 90er Jahre.
Zu laufen galt es einen Rundkurs von 1198 Metern über wechselnden Untergrund von Asphalt, Betonpflaster und einer Kunststoff-Leichtathletikbahn. Die Wetterbedingungen waren tagsüber bei Höchsttemperaturen bis 20°C und nur leichtem Wind. Nachts kühlte es auf Temperaturen unter 10°C ab, was vor allem durch die zunehmende Müdigkeit in der zweiten Nachthälfte von manchem Läufer als sehr kalt empfunden wurde.
Da die Deutsche Meisterschaft für die Spezialisten im 24-Stundenlauf, gerade auf Grund der Absage der Weltmeisterschaft, in diesem Jahr den unumstrittenen Saisonhöhepunkt darstellte, bereitete auch Reus sich sehr gewissenhaft auf diesen Lauf vor. So war es bewusste Planung gewesen, in der ersten Jahreshälfte nur vereinzelte Wettkämpfe zu bestreiten. Auf Grund der Tatsache, dass er wegen eines Muskelfaserrisses nicht an der 100Km-Lauf-DM teilnehmen konnte, bestritt er lediglich im März einen Wettkampf in Marburg, welchen er mit einer Zeit von 3:28 Stunden erfolgreich beenden konnte. Statt mehrerer Wettkampfteilnahmen legte er Wert auf ein umfangreiches Training, so dass er bis zu 200 Kilometer pro Woche zurücklegte.
Trotzdem waren die Chancen auf den ersten Platz auf Grund der starken Konkurrenz relativ gering. Allein sieben der 160 Teilnehmer konnten persönliche Bestleistungen von mehr als 230 Kilometern aufweisen. Als Topfavorit war Michael Vanicek von der LG Nord Berlin angetreten, der im letzten Jahr ein Ergebnis von über 250 Kilometern erreichen konnte.
Wahrscheinlich war die starke Besetzung des Teilnehmerfeldes der Grund, dass einige Athleten ein sehr schnelles Anfangstempo wählten, was bei solch einem langen Wettkampf immer ein Risiko für das Erreichen einer guten Leistung bedeutet. Reus dagegen ließ sich von dieser hektischen Anfangsphase nicht beeindrucken und lief von Beginn an ein kontrolliertes Tempo, so dass er nach neun Stunden lediglich den achten Gesamtrang mit einem Rückstand von sieben Kilometern auf die Spitze des Rennens belegte. Die Taktik des Würzburgers dagegen war es, ein Tempo von etwa 5:50 Minuten pro Kilometern möglichst lange durchzuhalten. Dass dies über das gesamte Rennen gelingen sollte, war im Vorfeld der Meisterschaft nicht zu erwarten. So konnte sich der 27-Jährige gerade in den Nachtstunden immer weiter in der Rangliste nach vorne schieben. In den frühen Morgenstunden, nachdem etwa drei Viertel der Wettkampfzeit absolviert war, konnte er dann endgültig die Führung übernehmen.
Bei einem 24-Stundenlauf stellen vor allem die Nachtstunden eine große Herausforderung dar. Gerade in dieser Phase ist es für die Läufer wichtig, ein gutes Betreuerteam zur Unterstützung an ihrer Seite zu haben. Reus war mit seiner Freundin und seinem Bruder angereist; während des kompletten Wettkampfs versorgten sie ihn mit Snacks und Getränken.
Für viele Läufer stellt gerade auch die Verpflegung während eines so langen Wettkampfs ein Problem dar, da zwar einerseits zur weiteren Leistungsfähigkeit viel „Nachschub“ benötigt wird, andererseits jedoch der Appetit unter dieser Extrembelastung mit der Zeit stark nachlässt.
Die Verpflegung des Würzburgers reichte von Salzkartoffeln, alkoholfreiem Bier und Cola bis hin zu einem speziellen Kohlenhydratgetränk.
Nach Sonnenaufgang war es Reus dann sogar möglich, den Vorsprung auf einige Kilometer auszubauen. Spätestens jetzt war klar, dass ihm der Sieg an diesem Tag wohl nicht mehr zu nehmen sein wird. Nichtsdestotrotz steigerte er in den letzten Stunden noch sein Tempo, um in der Deutschen Jahresbestenliste die Messlatte für die Konkurrenz möglichst hoch zu legen.
In den letzten 30 Minuten lief er, getragen durch die Euphorie, mit einem „Endspurt“ dem Erfolg entgegen! -
Vervollständigt wurde das Siegertreppchen durch Michael Hilzinger (239 km) von der LG DUV und Kai Horschig (223,6 km) von der TSG Schopfheim, mit denen Florian Reus schon 2010 zusammen in der Nationalmannschaft angetreten ist. Auch 2012 wird er wieder für Deutschland laufen, da er durch seine Kilometerleistung auch die Qualifikationsnorm für das Nationalteam erreicht hat. Die Welt- und Europameisterschaft wird nächstes Jahr im September im polnischen Katowice ausgetragen.
Komplettiert wurde der unterfränkische Erfolg von der Geesdorferin Marika Heinlein. Sie erzielte 208,9 Kilometer und schaffte es so auf den 2. Gesamtrang der Frauenwertung.
Von der LG Würzburg waren auch Walter Zimmermann (142,7 km) und Martina Hausmann (140,6 km) mit von der Partie.
Siegerehrung im Sitzen:
Da Florian Reus nach dem Lauf “etwas geschwächt” war, hatte der Veranstalter Gnade mit ihm,
so dass ihm für eine zusätzliche Ehrung ein erneutes Erklettern des Siegertreppchens erspart blieb.
Foto: Steffen Barth, Werdau
Weitere Berichte und News über Florian Reus auf seiner Website: www.florian-reus.de
Rainer Koch:
Transamerika-Lauf
In 70 Etappen von Los Angeles nach New York, insgesamt 5.100 km, gilt es zu bewältigen. Quer durch den amerikanischen Kontinent, über die Rocky Mountains, durch Wüste, Prärie und Großstädte. Wer das Buch „Das Rennen“ von McNab gelesen hat, weiß worum es geht. Auf den Spuren dieses Rennens von 1928 bewegt sich der neu aufgelegte Kontinentallauf. 16 Teilnehmer begaben sich am 19. Juni auf den langen Weg, unter ihnen der Ultramarathon - Spezialist der LG Würzburg, Rainer Koch.
Als Favorit war er angereist, hatte er doch zwei Jahre zuvor überlegen den Transeuropa-Lauf von Bari bis Hammerfest gewonnen. Nach nunmehr 53 Etappen führt Rainer Koch auch in Amerika das Klassement der verbliebenen Teilnehmer mit deutlichem Vorsprung von über 60 Stunden vor dem Franzosen Patrick Malandain und dem Italiener Italo Orru an.
Die aktuelle Etappe führte von Rockville über 82,1 km bis Indianapolis, wo nun 3782,6 km der Gesamtstrecke absolviert sind. Und wieder einmal, wie so oft in den letzten Tagen, war die Sonne der heiße Wegbegleiter der Langstreckler. Der Start erfolgt daher jeden Tag um 5:00 Uhr morgens, so dass die Nacht um ca. 3:30 Uhr vorbei ist. Um 10:00 Uhr kommt die Sonne und verbreitet schlagartig Hitze. Hohe Luftfeuchtigkeit und die Beschaffenheit der Strecke mit ihren oft Kilometerlangen Geraden oder ständigem Auf und Ab verlangen den Teilnehmern alles ab.
In Rockville gab es zum Glück Schlafgelegenheit im örtlichen Gefängnis. An anderen Etappenorten müssen die Läufer oft noch etliche Meilen im Begleitfahrzeug fahren, um ein Motel anzusteuern. Da bleibt dann nicht mehr viel Zeit für Essen und Regeneration, da die Nacht schnell vorbei ist.
Wer von den Läufern kein eigenes Fahrzeug mit Betreuer hat, wird von den Organisatoren unterwegs versorgt, muss aber für seine Übernachtung wie alle anderen selbst sorgen.
17 Etappen verbleiben noch bis zum großen Ziel in New York. Der Würzburger zeigt noch keine Schwächen und ist guter Hoffnung, auch sein zweites Kontinentalrennen zu gewinnen und seine Stellung als weltbester Langstreckler zu untermauern.
Die täglichen Ergebnisse mit Bildern gibt es im Internet auf „LANY footrace“ , Berichte dazu auf der stets aktualisierten Website von Rainer „www.ultrakoch.org.“